ViViReq

Jahr:  2017
Förderung:  Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Laufzeit:  2017 - 2020

Motivation

Die Etablierung einer geteilten Projektvision ist das zentrale Ziel im Requirements Engineering. In diesem Zusammenhang ist eine effektive Koordination und Kommunikation der Bedürfnisse der Stakeholder, sodass das Entwicklungsteam in der Lage ist eine Lösung zu implementieren, die die Stakeholder akzeptieren. Dieser Prozess der Koordination und Kommunikation wird Anforderungskommunikation genannt und dient der Entwicklung und Aushandlung eines gemeinsamen Verständnisses über die Ziele, Pläne, Status und Kontext eines Projektes unter allen Beteiligten. Auf Basis von diesem gemeinsamen Verständnis kann eine geteilte Projektvision entstehen, die den Umfang des zu entwickelnden Systems beschreibt und somit ermöglicht zu beurteilen, was die relevanten Anforderungen sind und welche Bedeutung diese Anforderungen für das zukünftige System haben. Diese geteilte Projektvision dient somit der Ausrichtung der Aktivitäten und Aktionen aller Beteiligten im Projekt, sodass das zukünftige System erfolgreich entwickelt werden kann.

Die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses kann erleichtert werden, wenn ein proaktiver Informationsaustausch zwischen den Stakeholdern und dem Entwicklungsteam erfolgt. Jedoch beschreiben die aktuellen Praktiken im Requirements Engineering eine Vision hauptsächlich textuell. Dieses Darstellungsformat ist weniger geeignet für eine effektive Anforderungskommunikation aufgrund der zugrundliegenden Einschränkungen von natürlicher Sprache, wie Mehrdeutigkeit und Abstraktion. Diese Einschränkungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von unentdeckten Missverständnissen.

In diesem Zusammenhang ist das Medium Video seit langem bekannt als eine der reichhaltigsten und effektivsten Dokumentationsoption für Kommunikation. Vision Videos sind dabei eine spezielle Art von Videos, die dem Erzielen von einem gemeinsamen Verständnis über die Projektvision unter allen Beteiligten dienen. Obwohl Vision Videos keine neue Praktik im Requirements Engineering sind, so sind diese Videos und generell das Medium Video doch kein etablierter Kommunikationsmechanismus im Requirements Engineering.

Ziel

In diesem Projekt wird das Ziel das Potential von Vision Videos im Requirements Engineering zu untersuchen und auf Basis der Erkenntnisse einen Ansatz zu entwickeln um Vision Videos in Requirements Engineering Praktiken so zu integrieren, dass sie einfach zu erstellen und leicht sowie interaktiv zu nutzen sind. Im Fokus steht dabei insbesondere die Schwelle von Softwarefachleuten gegenüber dem Einsatz, also der Produktion und Nutzung, von Videos zu reduzieren.

Insgesamt sollen drei Konzepte zur Integration von Vision Videos in das Requirements Engineering erprobt und evaluiert werden:

  1. Häufige Fehler im Umgang mit (Vision) Videos erkennen und vermeiden durch eine Richtlinie. Dieser Richtlinie soll Handlungsempfehlungen enthalten, die unterschiedliche Bereiche wie Datenschutz, Filmgestaltung und Requirements Engineering adressieren.
  2. Aufwand reduzieren, indem die (Vision) Videoproduktion und -nutzung in bereits bestehende Praktiken des Requirements Engineering integriert wird.
  3. (Vision) Videos als ein interaktives Medium nutzen. Interaktiv veränderbare (Vision) Videos erlauben es, Anforderungsänderungen darzustellen, Alternativen zu vergleichen, und evolvierende Anforderungen zu begleiten und zu analysieren.

Durch diese Konzepte sollen interaktive Vision Videos die Vorstellungskraft und Entscheidungsfindung aller Beteiligten unterstützen, um ein geteilte Vision des zukünftigen Systems zu entwickeln, welche für den Projekterfolg essentiell ist. Fokussiert wird dabei ein auch für normale Softwareprojekte durchführbarer und erschwinglicher Einsatz von Vision Videos, sodass keine fortgeschrittenen Kenntnisse in den Bereichen Videotechnik, Dramaturgie oder Rechtswissenschaften verlangt werden. Dies wiederrum mindert die Vorbereitungs- und Auswertungsaufwände. Diese Randbedingung der Einfachheit bezüglich Wissen und Fähigkeiten unterscheidet sich radikal von anderen Forschungsansätzen und macht diesen Ansatz somit auch für kleinere Unternehmen attraktiv.

Aktuelle Veröffentlichungen